Berufe im Justizvollzug (JVA)

Beamter Verwaltungsdienst 1.2

Die Administration in verschiedenen Dienststellen, darunter die Personalgeschäftsstelle, Vollzugsgeschäftsstelle, Arbeitsverwaltung, Haushaltsabteilung und Zahlstelle, liegt in ihrer Verantwortung. Innerhalb ihres jeweiligen Zuständigkeitsbereichs treffen sie eigenverantwortliche Entscheidungen und können sogar die Leitung bestimmter Dienststellen übernehmen. Gemeinsam mit ihren Führungskräften und Kolleginnen und Kollegen gewährleisten sie das reibungslose Zusammenleben und -arbeiten innerhalb der Gefängnismauern. Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Engagement zeichnen sie aus, und sie besitzen ein tiefes Verständnis für die Situation der inhaftierten Menschen. Ihr Beitrag ist entscheidend dafür, dass die Gefangenen auch nach ihrer Haftentlassung ein straffreies Leben in sozialer Verantwortung führen können.

Beamter im Allgem. Vollzugsdienst

Zu Ihren Verantwortlichkeiten gehört die Behandlung, Versorgung, Überwachung und Betreuung von inhaftierten Erwachsenen oder Jugendlichen. Sie sorgen dafür, dass Sicherheits- und Verhaltensrichtlinien eingehalten werden und gewährleisten ein verantwortungsbewusstes und geordnetes Zusammenleben der Gefangenen. Durch Gespräche, Zuhören und Motivieren unterstützen Sie jeden Einzelnen dabei, individuelle Vollzugsziele zu erreichen. Der Allgemeine Vollzugsdienst spielt somit eine bedeutende Rolle in einem innovativen Umfeld von hoher gesellschaftlicher Relevanz.

Beamter im Werkdienst

In engem Kontakt mit verschiedenen Fachdiensten wie Psychologen, Ärzten, Pädagogen und Seelsorgern gewährleisten sie, dass erwachsene und jugendliche Insassen in Haft eine verantwortungsbewusste und geordnete Gemeinschaft erleben. Dies wird durch eine fördernde und anspruchsvolle Arbeitsumgebung erreicht.

Abgesehen von der Ausführung behördlicher Aufgaben in Justizvollzugsanstalten, leiten die Bediensteten im Werkdienst die Betriebe unter wirtschaftlichen und fachlichen Prinzipien. Dabei orientieren sie sich in allen Arbeitsbereichen an kundenorientierten Standards hinsichtlich Qualität, Leistung und Produkt.

Gefangene erhalten eine praxisnahe Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Arbeits- und Ausbildungsbetrieben, wie beispielsweise Schreinereien, Schlossereien, Druckereien oder Bäckereien. Dies ermöglicht ihnen den Erwerb neuer Fähigkeiten, den Erhalt ihrer Arbeitsfähigkeit und die Entwicklung eines Bewusstseins für regelmäßige Arbeit.

Durch Betreuung, Behandlung, Versorgung und Aufsicht gewährleisten die Bediensteten im Werkdienst, dass die Gefangenen auch nach ihrer Haftzeit ein straffreies Leben in sozialer Verantwortung führen und die Gesellschaft vor weiteren Straftaten geschützt wird.

Diplom-Verwaltungswirt

Als Diplom-Verwaltungswirtin oder Diplom-Verwaltungswirt spielen Sie eine Schlüsselrolle für das reibungslose Funktionieren des Gefängnisumfelds. Ihre Verantwortlichkeiten erstrecken sich über eine Vielzahl von Aufgaben.

Als unmittelbare Führungskraft übernehmen Sie organisatorische Aufgaben in der Verwaltung und stehen sowohl dem Personal als auch den Gefangenen als Ansprechpartner zur Verfügung. Bei entsprechender Qualifikation besteht sogar die Möglichkeit, die Leitung einer Justizvollzugsanstalt zu übernehmen.

Lehrer im Vollzugsdienst

Lehrkräfte in Justizvollzugsanstalten spielen eine bedeutende Rolle als Ansprechpartner für die Insassen. Ihre Aufgaben umfassen:

• Mitwirkung bei der Erstellung individueller Vollzugspläne
• Unterstützung bei der Entwicklung individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten der Gefangenen
• Unterrichtserteilung
• Beratung zu beruflichen Qualifizierungsmöglichkeiten
• Hilfe bei schulischen und beruflichen Abschlüssen
• Planung und Organisation fachspezifischer Unterrichtsmaßnahmen
• Entwicklung und Umsetzung außerschulischer pädagogischer Maßnahmen

Die Insassen erhalten unterschiedliche Bildungsmaßnahmen, die teilweise zu regulären Schulabschlüssen der Sekundarstufe I und II oder einer Berufsausbildung führen. Durch kleine Lerngruppen mit festen Zuständigkeiten wird ein intensives, ganzheitliches pädagogisches Arbeiten ermöglicht, um den individuellen Bedürfnissen der Gefangenen gerecht zu werden.



Der Jugendstrafvollzug hat einen klaren Erziehungsauftrag, während der Erwachsenenvollzug ebenfalls ein breites Spektrum für den pädagogischen Dienst bietet. Das übergeordnete Ziel des Strafvollzugs ist es, den Strafgefangenen nach ihrer Haftentlassung ein Leben in sozialer Verantwortung und ohne Straftaten zu ermöglichen.

Arzt im Vollzugsdienst

Gemeinsam mit der Anstaltsleitung, verschiedenen Fachdiensten, Behörden, Einrichtungen und Institutionen sowie unter Einbeziehung des Justizvollzugskrankenhauses Nordrhein-Westfalen setzen sich Anstaltsärztinnen und -ärzte dafür ein, dass Gefangene die erforderlichen Behandlungen, Medikamente, Hilfsmittel, Vorsorgeleistungen und suchtmedizinische Betreuung erhalten.

Sie koordinieren die Zusammenarbeit, vermitteln Hilfe und Pflege, bieten medizinische Beratung, überwachen Gesundheitsschutz, Hygiene und Diätetik, und sind auch in Vollzugsmaßnahmen involviert. Durch aktive Prävention und Heilung tragen sie maßgeblich zur Resozialisierung der Gefangenen bei.

Ärztinnen und Ärzte im Justizvollzug profitieren von der finanziellen Sicherheit des öffentlichen Dienstes, geregelten Dienstzeiten, flexiblen Arbeitszeitmodellen, einer modern ausgestatteten Ambulanz und einem Team qualifizierter Gesundheits- und Krankenpflegekräfte.

Als Fachvorgesetzte leiten sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im medizinischen Bereich an und können auch an Fortbildungs- und Gesundheitspräventionsmaßnahmen für Justizvollzugsbedienstete teilnehmen.

Mitarbeiter im Krankenpflegedienst

In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachdiensten wie Psychologinnen und Psychologen, Ärztinnen und Ärzte, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger gewährleisten sie, dass erwachsene und jugendliche Insassen im Strafvollzug verantwortungsbewusst und geordnet miteinander leben, indem ihnen medizinische Versorgung zuteilwird.

Ihre Unterstützung erstreckt sich auf den Gesundheitsschutz, die Diagnostik, Behandlung, Versorgung und Pflege der erkrankten Gefangenen. Teilnahme an ärztlichen Sprechstunden, Führung von Gesundheitsakten, Erfassung von Patientendaten und Krankengeschichten, Dokumentation von Basisbefunden, Umsetzung ärztlicher Verordnungen, Wundversorgung und vieles mehr gehören zu ihren Aufgaben.

Bei sämtlichen Tätigkeiten liegt ihr Fokus stets auf der Identifikation der körperlichen, seelischen und sozialen Bedürfnisse der Insassen. Durch ihre Zuwendung und Pflege tragen sie maßgeblich dazu bei, dass die Gefangenen auch nach ihrer Haftstrafe ein Leben in sozialer Verantwortung ohne erneute Straftaten führen können.

Mitarbeiter im Sozialdienst

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozialdienst sind in verschiedenen Bereichen aktiv:

• Ausländerberatung: Die Ausländerberaterin/Der Ausländerberater koordiniert Betreuungs- und Beratungsangebote für ausländische Gefangene. Dies beinhaltet fachliche Beratung für das Personal, Informationsveranstaltungen und Einzelberatung. Zudem bietet sie/er den ausländischen Gefangenen Unterstützung bei ausländerrechtlichen Angelegenheiten und damit verbundenen familiären sowie sozialen Problemen.
• Partner-, Familien- und Konfliktberatung: Der Soziale Dienst bietet Beratungsdienste für Gefangene an, die sich auf ihre Haftentlassung vorbereiten. Dazu gehören Gesprächsgruppen, Bewerbertraining und gesundheitsbewusstes Kochen.
• Schuldnerberatung: Mit dem Ziel, Gefangene bei der Entschuldung zu unterstützen, arbeitet der Soziale Dienst eng mit Schuldnerberatungsdiensten anderer Justizvollzugsanstalten und externen Schuldnerberatungsstellen zusammen. Gleichzeitig werden in Trainingskursen Strategien zur Vermeidung künftiger Überschuldung erarbeitet.
• Soziales Training: Als Maßnahme der Aus- und Weiterbildung in Justizvollzugsanstalten dient das soziale Training dazu, Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung aufzugreifen und die Handlungskompetenz in Alltagssituationen zu verbessern.
• Suchtberatung: Die Suchtberatung des Sozialen Dienstes unterstützt Gefangene mit Drogen-, Alkohol-, Medikamenten- oder Glücksspielsucht. Ziele sind die Schaffung von Therapiemotivation, Information über interne und externe Suchtberatungsangebote sowie die Vermittlung ambulanter bzw. stationärer Hilfen.

Zusätzlich wirken sie bei der Vollzugsgestaltung, der Behandlungsuntersuchung der Gefangenen, der Vollzugsplanung, der Vor- und Nachbereitung sowie Begleitung von Vollzugslockerungen sowie der Haftvermeidung und Haftreduzierung mit.

Pädagoge im Erziehungswissenschaftlichen Dienst

Es obliegt den Pädagoginnen und Pädagogen im Jugendstrafvollzug, die Bildungs- und Schulungsprozesse der Inhaftierten zu begleiten. Hierbei sind ihre Aufgaben vielfältig:

• Ermittlung des individuellen Förder- und Erziehungsbedarfs der Gefangenen
• Mitwirkung bei der Vollzugsplanung für junge Strafgefangene
• Gestaltung, Leitung und Bewertung sinnvoller freizeitpädagogischer Maßnahmen
• Entwicklung, Organisation und Bewertung von Freizeitkonzepten innerhalb der Einrichtung
• Erarbeitung und Umsetzung anstaltsinterner Förder- und Erziehungskonzepte
• Leitung pädagogischer Interventionen
• Zusammenarbeit mit sämtlichen Vollzugsbediensteten und externe Kooperationen

Die übergeordnete Zielsetzung aller Aktivitäten und Angebote ist die Förderung prosozialer Verhaltensweisen, die Reifung der Persönlichkeit sowie die Verbesserung der Lebenssituation der Gefangenen sowohl während ihres Aufenthalts in der Justizvollzugseinrichtung als auch nach ihrer Entlassung. Das erfolgreiche Nutzen des Strafvollzugs, die Wahrnehmung von Resozialisierungschancen und der Übergang zu einem eigenverantwortlichen, straftatenfreien Leben nach der Entlassung hängen nicht zuletzt von der engagierten Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen ab.

Psychologe im Vollzugsdienst

Die Psychologinnen und Psychologen analysieren die Straftaten der Gefangenen sowie die Hintergründe und Beweggründe für ihre kriminellen Handlungen. Sie präsentieren alternative Verhaltensweisen und Handlungsansätze, die langfristig trainiert werden sollen.

Bei der Erstellung und Umsetzung des Vollzugsplans kooperieren die Psychologinnen und Psychologen mit allen anderen Berufsgruppen, die im Vollzug tätig sind.

Zusätzlich zu ihrer Rolle als Unterstützung für die Anstaltsleitung und das Personal übernehmen die Psychologinnen und Psychologen wichtige Aufgaben, darunter:

• Beratung der Anstaltsleitung in Fragen der Organisations- und Personalentwicklung.
• Unterstützung der Vollzugsbediensteten bei der Bewältigung des täglichen Umgangs mit den Gefangenen.
• Teilnahme an der Personalauswahl, Organisation von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen sowie Durchführung von Supervisionen.
• Forschung und Evaluation von Ergebnissen in ihrem Fachgebiet.



Durch ihre vielseitige und verantwortungsvolle Tätigkeit tragen Psychologinnen und Psychologen wesentlich zur Verbesserung der täglichen Abläufe und der übergeordneten Strukturen im Justizvollzug bei. Der Erfolg des Strafvollzugs und die Möglichkeiten der Resozialisierung hängen nicht zuletzt von ihrem Engagement ab, da sie beeinflussen, ob Gefangene den Strafvollzug sinnvoll nutzen, Resozialisierungschancen ergreifen und nach ihrer Entlassung erfolgreich in ein eigenverantwortliches Leben ohne Straftaten zurückkehren können.

Seelsorger im Vollzugsdienst

Im Justizvollzug obliegt es den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, vielfältige Aufgaben zu erfüllen:

• Abhalten von Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen sowie Spendung der Sakramente
• Durchführung von Einzelgesprächen mit Gefangenen und Bediensteten
• Langfristige Beratung und Begleitung der Gefangenen in persönlichen Angelegenheiten
• Bereitstellung von Angeboten zur Reflexion und Meditation
• Besuch und Beratung der Angehörigen der Gefangenen
• Krisenintervention und seelsorgliche Begleitung in Ausnahmesituationen (z. B. Trennung, Krankheit, Trauer)
• Leitung thematischer Gruppen und Kontaktgruppenarbeit
• Teilnahme an Konferenzen, Mitarbeit an Aus-, Fort- und Weiterbildungen, Beteiligung an der Öffentlichkeitsarbeit, Zusammenarbeit mit karitativen und diakonischen Verbänden, Pflege von Kontakten zu den Ortsgemeinden und Öffentlichkeitsarbeit

Die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Justizvollzug vermitteln den Gefangenen nicht nur religiöse Erfahrungen und leiten sie in der Praxis des christlichen Glaubens an, sondern fungieren auch als bedeutende Bezugspersonen für alle Insassen und Bediensteten in den Fragen des täglichen Lebens und Zusammenlebens. In ihrer Rolle als Vertrauenspersonen tragen sie dazu bei, individuelle Probleme von Gefangenen sowie Konflikte innerhalb der Einrichtung zu lösen.

Vollzugsjurist

Vollzugsjuristinnen und Vollzugsjuristen sind verantwortlich für die Bearbeitung von Anträgen, Eingaben, Beschwerden, gerichtlichen Entscheidungsanträgen, Rechtsbeschwerden und Petitionen von Gefangenen. Gleichzeitig verfassen sie Stellungnahmen und Schriftsätze für Gefangene, Rechtsanwältinnen/Rechtsanwälte, Gerichte und andere Behörden.

In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachdiensten treffen sie Entscheidungen bezüglich Vollzugsplänen, gewähren vollzugsöffnende Maßnahmen und planen Entlassungsvorbereitungsmaßnahmen. Außerdem sind sie für Disziplinarmaßnahmen gegen Gefangene und besondere Sicherungsmaßnahmen zuständig.

Des Weiteren übernehmen sie die Rolle der Ermittlungsführerin/Ermittlungsführers in beamtenrechtlichen Disziplinarverfahren und erstellen Vertragsentwürfe sowie Berichtsentwürfe für das Ministerium der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Darüber hinaus beteiligen sie sich an verschiedenen Angelegenheiten, die ihre Abteilung betreffen, wie Personal- und Sachausstattung, dienstrechtliche Angelegenheiten, Beurteilungen sowie Haushaltsplanung und Bauangelegenheiten.

Obwohl die Arbeitsbelastung im Justizvollzug, ebenso wie in anderen Justizbereichen, aufgrund zunehmender Arbeitsverdichtung und knapper personeller Ressourcen hoch ist, ermöglichen flexible Arbeitszeitmodelle und Telearbeit die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf.

Zusätzlich bestehen Optionen für Teilzeitbeschäftigung.